Hochsensibel?
"Ich würde so gerne in meine authentische Kraft kommen, statt jeden Tag aus meiner Mitte geworfen zu werden"
(Susan Marletta-Hart aus "Achtsam leben mit Hochsensibilität, S. 13, 3. Aufl. 2011)
Ende der 1990er Jahre hat die Psychologin Elaine N. Aron entdeckt, dass manche Menschen feinfühliger sind, als andere und Reize intensiver verarbeiten. Sie nannte dieses Persönlichkeitsmerkmal "Hochsensibel", dieser Begriff wird auch überwiegend in Deutschland verwendet. Elaine Aron stellte intensive und repräsentative Forschungen auf diesem Gebiet an. Dabei ging sie stets davon aus, dass es feinfühlige/feinsinnige Menschen schon immer gab.
Dieses Wesensmerkmal beschreibt Aron als angeboren und in einer Gemeinschaft als überlebensnotwendig. Der hochsensible Mensch nimmt auf Grund seiner besonderen Sensitivität deutlich schneller wahr. Man geht davon aus, dass ca. 15 % der Gesamtbevölkerung hochsensibel sind (davon Introvertierte ca.75 %, ansonsten Extrovertierte, Scanner/Weitbegabte, High Seeker, Hochsensibilität durch Flucht und Vertreibung/Krieg oder auch Krankheiten).
Hochsensible können:
- ein durchlässigeres Nervensystem haben
- durch Gerüche, Berührungen, Geräusche und Bilder schneller aus dem Gleichgewicht geraten
- viele Details aufnehmen
- intensiv Emotionen ihrer Mitmenschen aufnehmen
- sehr neugierig sein
- gut allein arbeiten
- sehr umtriebig sein
- sehr genau sein
- besonders phantasiereich/kreativ sein
- Tagträumer sein
- eine reiche Erlebniswelt haben
- Kunst und Kultur besonders intensiv aufnehmen
- bei Überreizungen sehr ungerecht werden
- ein anderes Tempo haben
- Weltschmespüren
- sensibel auf Alkohol und Coffein reagieren
Durch schnellere Überreizung ist das Nervensystem hochsensibler Menschen häufig am Limit, das sympathische Nervenstystem ("Flucht oder Kampf") wird dadurch aktiviert. Deswegen benötigt der Körper mehr Auszeiten, um das parasymphatische Nervensystem (Vagus-Nerv) zu mobilisieren oder aber Bewegung, um das produzierte Adrenalin abzubauen.
"Erst wenn wir unser Wesen annehmen, es wertschätzen, erst wenn wir die Verantwortung für die Steuerung und Dosierung unserer Wahrnehmung und für die Verarbeitung der Reize und Informationen selbst übernehmen, erst dann kann unsere Anlage zum Segen werden. Wir kommen nicht um die Entscheidung herum, wie wir mit unserer Begabung umgehen wollen. Immer wieder stehen wir vor der Wahl zu leiden oder bewußt zu leben und unser Bewusstsein zu entwickeln."
(Rolf Sellin aus "Wenn die Haut zu dünn ist", S. 172, 10. Aufl. 2014)
Weitere Informationen zur Hochsensibilität:
- Rolf Sellin
- Susann Marletta Hart
- Sylvia Harke
- Sandra Quedenbaum (Youtube-Channel)
Abgrenzung zur Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
Für die Hochsensibilität gibt es keine schulmedizinische Diagnose. Für die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hingegen gilt nach der internationalen Klassifikation ICD 10 die Diagnose F 84, als "Tiefgreifende Entwicklungsstörung".
Auch wenn Hochsensibilität und ASS in einigen Bereichen ähnliche Merkmale aufweisen, unterscheidet sich der HSP-ler durch seine ausgeprägte Empathiefähigkeit, wo hingegen viele Menschen im Kontakt mit Autisten emotionale Resonanz vermissen.
Eine ausführlichere Differenzierung finden Sie im Buch: "Hochsensibel was tun ?" von Sylvia Harke, S. 300 ff, 7. Aufl. 2016